Der Stille Beobachter im Smart Home
Der Stille Beobachter im Smart Home
Ich hatte immer geglaubt, ich wäre ziemlich technikaffin und immun gegen die gängigen Paranoia-Geschichten über Smart Homes. Ich hatte eine ganze Reihe von Geräten in meiner Wohnung: smarte Lautsprecher, eine vernetzte Türklingel-Kamera, intelligente Beleuchtung, sogar einen Saugroboter, der sich über WLAN steuern ließ. Für mich war es Bequemlichkeit, nicht Überwachung.
Das änderte sich vor etwa einem Monat. Es begann mit Kleinigkeiten. Die smarte Beleuchtung in meinem Wohnzimmer schaltete sich ein, obwohl ich im Schlafzimmer war und sie nicht manuell ausgelöst hatte. Ich dachte, es sei ein Fehler in der App oder ein Software-Update. Dann spielte der smarte Lautsprecher plötzlich Musik ab, die ich seit Monaten nicht gehört hatte, leise, mitten in der Nacht. Ich stand auf und schaltete ihn aus, leicht genervt.
Die Sache wurde unheimlicher, als ich merkte, dass die Geräte nicht nur zufällig aktiviert wurden. Sie schienen auf meine Bewegungen zu reagieren. Wenn ich ins Badezimmer ging, ging das Licht in der Küche an und kurz danach wieder aus. Wenn ich mich auf die Couch setzte, um einen Film zu schauen, wechselte der Lautsprecher manchmal den Song oder pausierte ihn. Es war subtil, aber die Muster waren da.
Ich begann, mir Sorgen zu machen. Ich überprüfte alle meine App-Einstellungen, änderte Passwörter, suchte nach unautorisierten Zugriffen auf mein WLAN. Nichts. Alles schien sicher. Aber die "Zufälle" hörten nicht auf.
Eines Abends, als ich allein zu Hause war, war ich im Wohnzimmer. Der Saugroboter, der eigentlich aufgeladen werden sollte, rollte plötzlich aus seiner Station. Er fuhr nicht einfach herum. Er folgte mir. Ich ging in die Küche, er fuhr hinterher. Ich stellte mich in den Flur, er stoppte einen Meter vor mir und schien mich mit seinem kleinen Auge anzustarren.
Ich bekam eine Gänsehaut. "Stop!", sagte ich laut. Er blieb stehen. "Geh zurück zur Station!", befahl ich. Er rührte sich nicht.
Panik stieg in mir auf. Ich bückte mich und drückte den physischen Ausschaltknopf. Der Roboter wurde still.
Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Am nächsten Tag zog ich alle Stecker. Alle smarten Geräte wurden vom Strom getrennt. Ich war mir sicher, dass ich eine Art Hacker hatte, der mein gesamtes System übernommen hatte.
Doch die gruseligste Erfahrung kam, nachdem ich alles getrennt hatte. Ich war in der Küche und kochte, als ich ein leises Klicken hörte. Es kam von meiner **Türklingel-Kamera**, die ich ausgeschaltet und sogar die Batterien entfernt hatte. Ich ging hin und starrte sie an. Sie war dunkel, nicht angeschlossen.
Aber dann blinkte die kleine blaue LED, die anzeigt, dass sie aktiv ist, einmal kurz auf.
Ich blieb stehen, mein Herz pochte. Es konnte nicht sein. Das Ding war tot.
Ein paar Minuten später, als ich wieder in der Küche war, hörte ich es. Nicht aus einem Lautsprecher, nicht von einem Gerät. Es war ein leises, menschliches **Räuspern**, das aus den Wänden zu kommen schien. Ein einziges, trockenes **Räuspern**, das direkt neben meinem Ohr erklang.
Ich rannte aus der Wohnung. Ich habe seitdem bei Freunden übernachtet. Ich habe einen Techniker kommen lassen, um alles zu überprüfen – alle Geräte, alle Leitungen. Er fand nichts. Keine Hacks, keine Wanzen.
Aber ich traue mich nicht mehr, allein in meine Wohnung zurückzukehren. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht allein bin, auch wenn alle Geräte ausgeschaltet sind. Es ist, als ob sich etwas in meinen Wänden, in den **unsichtbaren Netzen** meines Hauses, festgesetzt hat. Etwas, das mich beobachtet hat, während ich dachte, ich wäre allein.
Manchmal, wenn ich spät abends draußen vor meiner Wohnung stehe und in die dunklen Fenster starre, bilde ich mir ein, ein schwaches, blaues Licht in meinem Wohnzimmer aufblitzen zu sehen. Und ich frage mich, ob da drin immer noch etwas ist, das meine Bewegungen verfolgt, mein Räuspern imitiert und nur darauf wartet, dass ich die Tür öffne und wieder in sein Sichtfeld trete.
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